
Polyphenole: Nutzen, Risiken Xenohormesis und Nahrungsmittel
Polyphenole sind natürliche Verbindungen, die in einer Vielzahl von pflanzlichen Lebensmitteln und Getränken vorkommen, darunter Obst, Gemüse, Tee, Kaffee, Wein und dunkle Schokolade. Diese Verbindungen sind für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt, die helfen, schädliche freie Radikale im Körper zu neutralisieren. Während Polyphenole zahlreiche gesundheitliche Vorteile bieten, gehen sie auch mit potenziellen Risiken einher. Darüber hinaus bietet das Konzept der Xenohormesis Einblick in die möglichen Wirkungen dieser Verbindungen.
Gesundheitliche Vorteile von Polyphenolen
1. Antioxidative Eigenschaften:
Polyphenole sind starke Antioxidantien, die Zellen vor oxidativem Stress und Schäden schützen. Dieser Schutz kann das Risiko chronischer Krankheiten wie Krebs, Herzkrankheiten und neurodegenerativer Erkrankungen verringern.
2. Entzündungshemmende Effekte:
Chronische Entzündungen stehen im Zusammenhang mit vielen Krankheiten, darunter Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Polyphenole, wie die in Obst und Gemüse enthaltenen Flavonoide, haben entzündungshemmende Eigenschaften, die helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren.
3. Herz-Kreislauf-Gesundheit:
Polyphenole können die Herz-Kreislauf-Gesundheit verbessern, indem sie die Funktion der Blutgefäße fördern, den Blutdruck senken und die LDL-Cholesterinwerte (schlechtes Cholesterin) verringern. Der Konsum polyphenolreicher Lebensmittel wie Beeren, Tee und Rotwein wurde mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.
4. Krebsprävention:
Bestimmte Polyphenole, wie die Catechine im grünen Tee, haben gezeigt, dass sie das Wachstum von Krebszellen hemmen und die Apoptose (programmierter Zelltod) induzieren. Diese Verbindungen können auch die Ausbreitung von Krebszellen verhindern und das Risiko von Tumorbildungen verringern.
5. Gehirngesundheit:
Polyphenole können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und neuroprotektive Effekte ausüben. Sie haben gezeigt, dass sie die kognitive Funktion verbessern, das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer verringern und Gedächtnis und Lernen fördern.
6. Darmgesundheit:
Polyphenole fördern das Wachstum nützlicher Darmbakterien, die eine wichtige Rolle bei der Verdauung, der Immunfunktion und der allgemeinen Gesundheit spielen. Sie helfen, ein gesundes Gleichgewicht der Darmmikrobiota aufrechtzuerhalten und können gastrointestinale Störungen verhindern.
Potenzielle Risiken von Polyphenolen
1. Überkonsum:
Während ein moderater Konsum von Polyphenolen vorteilhaft ist, kann ein übermäßiger Konsum negative Effekte haben. Hohe Dosen von Polyphenolen können die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, wie zum Beispiel Eisen und Zink, was zu Mangelerscheinungen führen kann.
2. Wechselwirkungen mit Medikamenten:
Polyphenole können mit bestimmten Medikamenten interagieren und deren Aufnahme und Wirksamkeit beeinflussen. Zum Beispiel können Verbindungen in Grapefruit den Metabolismus von Medikamenten beeinträchtigen, die zur Behandlung von Bluthochdruck und Cholesterin verwendet werden.
3. Allergische Reaktionen:
Einige Menschen können allergisch auf bestimmte polyphenolreiche Lebensmittel reagieren, was zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Schwellungen und Atembeschwerden führen kann. Es ist wichtig, sich möglicher Nahrungsmittelallergien bewusst zu sein und im Zweifelsfall einen Arzt zu konsultieren.
4. Pro-oxidative Aktivität:
In einigen Fällen können Polyphenole als Pro-oxidantien wirken und oxidativen Stress fördern, anstatt ihn zu reduzieren. Dies kann auftreten, wenn Polyphenole in extrem hohen Dosen konsumiert werden oder wenn sie mit anderen Verbindungen im Körper interagieren.
Nahrungsmittel mit hohem Polyhenolgehalt
Nahrungsmittel mit dem höchsten Gehalt an Polyphenolen und Antioxidantien(mg pro 100g oderr mg pro 100ml).
Nahrungsmittel | Polyphenolgehalt | Antioxidantien |
Nelken | 15188 | 16047 |
Pfefferminze, getrocknet | 11960 | 980 |
Sternanis | 5460 | 1810 |
Kakaopulver | 3448 | 1104 |
Mexikanischer Oregano, getrocknet | 2319 | - |
Selleriesamen | 2094 | - |
Schwarze Apfelbeere (Aronia) | 1756 | 1752 |
Dunkle Schokolade | 1664 | 1860 |
Leinsamenmehl | 1528 | - |
Schwarzer Holunder | 1359 | 1950 |
Kastanie | 1215 | 2757 |
Gemeiner Salbei, getrocknet | 1207 | 2920 |
Rosmarin, getrocknet | 1018 | 2519 |
Grüner Minze, getrocknet | 956 | 6575 |
Gemeiner Thymian, getrocknet | 878 | 1815 |
Niedrigbusch-Blaubeere | 836 | 471 |
Schwarze Johannisbeere | 758 | 821 |
Kapern | 654 | 3600 |
Schwarze Olive | 569 | 117 |
Hohe Blaubeere | 560 | 205 |
Haselnuss | 495 | 687 |
Pekannuss | 493 | 1816 |
Sojamehl | 466 | - |
Pflaume | 377 | 411 |
Grüne Olive | 346 | 161 |
Süßes Basilikum, getrocknet | 322 | 4317 |
Currypulver | 285 | 1075 |
Süßkirsche | 274 | 144 |
Artischockenherzen | 260 | 1142 |
Brombeere | 260 | 570 |
Geröstete Sojabohne | 246 | - |
Milchschokolade | 236 | 854 |
Erdbeere | 235 | 268 |
Roter Chicorée | 235 | 129 |
Rote Himbeere | 215 | 980 |
Kaffee, Filter | 214 | 267 |
Ingwer, getrocknet | 202 | 473 |
Vollkorn Weizenmehl | 201c | 186 |
Backpflaume | 194 | 1195 |
Mandel | 187 | 191 |
Schwarze Traube | 169 | 205 |
Rote Zwiebel | 168 | 91 |
Grüner Chicorée | 166 | - |
Gemeiner Thymian, frisch | 163 | 1173 |
Raffiniertes Maismehl | 153c | 102 |
Soja, Tempeh | 148 | - |
Vollkorn Roggenmehl | 143c | 72 |
Apfel | 136 | 205 |
Spinat | 119 | 248 |
Schalotte | 113 | 115 |
Zitronenverbene, getrocknet | 106 | - |
Schwarzer Tee | 102 | 104 |
Rotwein | 101 | 215 |
Grüner Tee | 89 | 62 |
Soja Joghurt | 84 | - |
Quelle: Perz-Jimenz,J., et al. Identifcation of the 100 richest dietary sources of polyphenols. European Journal of Clinical Nutrition. (2010)
Xenohormesis: Ein faszinierendes Konzept
Xenohormesis ist eine biologische Theorie, die vorschlägt, dass Organismen von den Stresssignalen anderer Spezies profitieren können. Im Kontext von Polyphenolen produzieren Pflanzen diese Verbindungen als Reaktion auf Umweltstressoren wie UV-Strahlung, Dürre und Schädlingsbefall. Wenn Menschen diese gestressten Pflanzen konsumieren, lösen die Polyphenole adaptive Stressreaktionen aus, die die Gesundheit und Langlebigkeit fördern.
1. Adaptive Stressreaktion:
Polyphenole aktivieren zelluläre Wege, die milden Stress nachahmen und ähnliche Vorteile wie Bewegung oder Kalorienrestriktion bieten. Diese adaptive Reaktion kann die Stoffwechselgesundheit verbessern, die Immunfunktion fördern und die Langlebigkeit erhöhen.
2. Hormesis:
Hormesis ist ein Prozess, bei dem niedrige Dosen einer potenziell schädlichen Substanz positive Effekte stimulieren, während hohe Dosen schädlich sind. Xenohormesis erweitert dieses Konzept auf interspezifische Interaktionen, bei denen der Konsum gestresster Pflanzen niedrig dosierte Stresssignale liefert, die die menschliche Gesundheit verbessern.
3. Evolutionäre Perspektive:
Die Xenohormesis-Theorie legt nahe, dass sich Menschen und andere Organismen im Laufe der Evolution angepasst haben, um diese Stresssignale von Pflanzen zu nutzen, um Überleben und Gesundheit zu optimieren. Diese evolutionäre Beziehung unterstreicht die Bedeutung des Konsums einer Vielzahl von polyphenolreichen Lebensmitteln.
Fazit
Polyphenole bieten eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen, von antioxidativen und entzündungshemmenden Effekten bis hin zu verbesserter Herz-Kreislauf- und Gehirngesundheit. Es ist jedoch wichtig, diese Verbindungen in Maßen zu konsumieren, um potenzielle Risiken wie Nährstoffmangel und Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden. Das Konzept der Xenohormesis bietet eine faszinierende Perspektive darauf, wie Polyphenole ihre vorteilhaften Effekte durch die Nachahmung von Stresssignalen ausüben, was letztlich die Gesundheit und Langlebigkeit fördert. Der Verzehr einer Vielzahl von polyphenolreichen Lebensmitteln in einer ausgewogenen Ernährung kann diese Vorteile nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren.